Ich habe in einem vorherigen Artikel bereits meinen Ersteindruck zum Aeron von Herman Miller geschildert und wie sehr mich die Synchronmechanik begeistert. Vormals saß ich auf einem Recaro Exo Black, der für meinen Körperbau nicht der optimale Stuhl war.
Nun habe ich den Aeron über eine Woche genutzt und ausführlich Probe gesessen. Was kann der 1.700-Euro-Gaming-Chair und wo bleiben Wünsche offen? Und wie schneidet er im Vergleich zu »waschechten« Gaming-Chairs ab? Das wird dieser Test zeigen.
Hinweis: Der Stuhl wurde mir von Herman Miller für einen Langzeittest zur Verfügung gestellt und ist zum Verbleib gedacht. Der Hersteller hatte keinen Einfluss auf den Test oder meine Bewertung. Darüber hinaus werde ich den Test jeweils nach einem Monat und sechs Monaten neu evaluieren und gegebenenfalls anpassen.
Herman Miller Aeron: Lieferung und Aufbau
Diesen Abschnitt können wir kurz und knackig abhandeln: Der Aeron kommt fertig zusammengebaut in einer großen Kiste. Diese musste ich nur öffnen und den Stuhl herausziehen, fertig.
Dickes Plus für mich: Bis auf einen Plastiksack über dem Stuhl kommt sonst nur Pappe zum Einsatz. Die Umwelt dankt’s.
Herman Miller Aeron: Verarbeitung
Auch hier gibt es keine Überraschungen: Der Stuhl ist so hochwertig verarbeitet, wie sein Preis vermuten lässt. Als Material kommen vor allem Metall und robuster Kunststoff zum Einsatz – und bei letzterem macht Herman Miller keine halben Sachen.
Sämtliche Kunststoffteile stammen von recyceltem Plastik aus den Weltmeeren. Der Unternehmen ist Mitgründer von NextWave Plastics; wiederverwerteter Plastikmüll kommt in allen Stühlen zum Einsatz. Super!
Besonders bequem: Die Armlehnen haben einen Lederbezug verpasst bekommen und sind ausgesprochen bequem unterm Ellenbogen.
Der größte Unterschied zu anderen Gaming-Stühlen ist nicht nur der nüchterne Look – Herman Miller verzichtet auf verspielte Farben oder Embleme –, es fehlen auch die Polster.
Wie ihr auf dem Bild seht, sind der Sitz- und Rückenteil mit einem engmaschigen Elastomer-Netz (Kunststoff) bespannt. Es kommen keine Kissen zum Einsatz, doch die Bespannung ist gemütlicher, als man zunächst annimmt. Vor allem: Sie federt besser, was mir (und meinem Rücken) positiv beim Hinsetzen und Aufstehen entgegengekommen ist.
In Sachen Verarbeitung räumt der Aeron unterm Strich alle Punkte ab.
Herman Miller Aeron: Funktionen
Bei einem teuren Stuhl darf man allerhand Funktionen erwarten; der Aeron enttäuscht auch hier nicht. Ich werde auf alle Einstellungsmöglichkeiten eingehen, wenn ihr die lieber als Video sehen möchtet, schaut auf Produktseite von Herman Miller vorbei.
Lordosenstütze
Beim Kauf habt ihr die Wahl zwischen keiner Lordosenstütze, einer herkömmlichen Stütze oder den PostureFit SL-Stützen. Meine Ausführung besitzt Letzteres.
Der Vorteil von zwei separaten Stützen: Die S-Form der Wirbelsäule wird berücksichtigt – und das macht sich bemerkbar. Ich mag meine Lordosenstütze gerne so hart wie möglich und war zunächst irritiert, dass sich die beiden Stützen nicht so fest einstellen ließen, wie ich es gewohnt war. Da sie aber an unterschiedlichen Stellen am Rücken anliegen, fühlt es sich so wesentlich bequemer an.
Armlehnen
Das hat mich besonders gefreut: Die Armlehnen sind stufenlos über zwei Hebel an der Hinterseite höhenverstellbar. Damit lässt sich die Höhe für jeden Arm separat anpassen, und zwar auf den Millimeter genau. Darüber hinaus sind sie nach innen und außen neigbar und lassen sich vor- und zurückschieben.
Was nicht geht: Die Armlehnen sind am Sitzteil fest verbaut, das heißt: seitliches Verschieben geht nicht. Im Falle der XL-Version meines Stuhls aber kein Beinbruch, weil sie Sitzfläche ohnehin sehr breit ist.
Höhenverstellbarkeit
Der gute Standard, den nahezu jeder Schreibtisch- und Gaming-Stuhl drauf hat. Im Gegensatz zu den meisten Stühlen findet ihr den Hebel nicht unter dem Stuhl, sondern an der rechten Seite unter der Lehne.
Wie man obigen Bild erkennt: Der Aeron geht ganz schön weit hoch! Zwischen niedrigster und höchster Einstellung sind 17,8 Zentimeter; da braucht man schon sehr lange Beine. Immerhin: Optimal, wenn man die Beine auf den Schreibtisch ablegen will.
Synchronmechanik
Im Gegensatz zu vielen anderen Stühlen besitzt der Aeron eine Synchronmechanik; in meinem Vergleichstest mit fünf Gaming-Chairs besaßen das gerade einmal zwei der Kombattanten: Hivar Skylar und Backforce One Plus.
Was ist Synchronmechanik
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Die Synchronmechanik ist ein bewegliches System in Bürostühlen, das Sitz und Rückenlehne synchronisiert. Sie sorgt für ergonomisches Sitzen durch das gleichzeitige und automatische Neigen beider Elemente.
Wie himmlisch die Synchronmechanik sein kann, habe ich bereits geschrieben. Über den Hebel auf obigem Bild könnt ihr die Sitzfläche weiter nach vorne neigen, der dahinter befindliche Ring stellt ein, wie weit sich die Rückenlehne nach hinten neigen lässt.
Nachstehend seht ihr, wie die Synchronfunktion funktioniert. Meine Füße berühren stets den Boden, selbst wenn ich die Neigung der Rückenlehne bis zum Maximum ausreize.
Was mir persönlich fehlt, ist eine Nacken- oder Kopfstütze. Beim Geradesitzen brauche ich die nicht, aber wenn man sich doch mal nach hinten lehnt und beispielsweise etwas liest oder schaut, dann wäre eine Möglichkeit zum Kopfablegen wunderbar. Offizielle Kopfstützen zum Nachrüsten gibt es auf Anfrage nicht, schade.
Fazit nach einer Woche
Maxe Schwind
Als ich vom Recaro Exo Black auf den Herman Miller Aeron gewechselt bin, saß ich von Minute eins an besser (was nicht am Recaro liegt, sondern meinem Körperbau). Beim Elastomer-Netz war ich zunächst skeptisch, aber es lässt einen nur so viel einsinken, wie nötig und ist wirklich bequem.
Ich habe die XL-Ausführung des Stuhls und hatte Bedenken bezüglich der Tiefe des Sitzes. Obschon der ziemlich breit ist, ist er nicht zu tief. Ich komme mit den Beinen bequem auf den Boden, obwohl ich leicht kürzere Beine habe.
Die PostureFit SL-Stützen im Rücken empfinde ich als noch angenehmer als eine herkömmliche Lordosenstütze. Gerade beim Arbeiten drücken die nicht, sondern schmiegen sich meinem Rücken an.
An meinem Rechner nutze ich viel YouTube und mag es auch, mich mal zurückzulehnen oder die Füße hochzulegen. Alles kein Problem mit dem Aeron, selbst ohne Nackenstütze, auch wenn ich gerne meinen Kopf anlehnen würde.
Tatsächlich muss ich nach einer Woche feststellen, dass die fehlende Kopfstütze sich vielleicht sogar als Vorteil erweisen könnte. So wechsle ich öfter die Sitzposition und wie wir alle wissen: Die nächste Sitzposition ist immer besser als die vorherige.
Wenn ihr noch mehr Infos zu ergonomischen Bürostühlen sucht, schaut gerne in unsere Kaufberatung.
Um es auch am Ende des Tests nochmal zu erwähnen: Ich werde weiterhin auf dem Aeron sitzen und mein Fazit nach einem Monat und sechs Monaten überprüfen. Hält der Stuhl, was rund 1.700 Euro versprechen? Ich bin gespannt.
Welchen Stuhl habt ihr zu Hause fürs Spielen und Arbeiten? Was ist euch an einem Vielsitzer-Stuhl wichtig? Schreibt es gerne in die Kommentare.
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