Eine Brille, um alle Bildschirme zu ersetzen: Ist das ein mögliches Zukunftsszenario? Tatsächlich ist das ein Thema, das mich selbst sehr interessiert hat, weil diese AR-Videobrillen ausgezeichnete Accessoires für Handheld-Konsolen und Smartphones sein können.
Ich habe deswegen vier Wochen lang die Lenovo Legion Glasses für euch getestet, eine AR-Brille für Gaming und Medien.
Nach diesem Test habe ich definitiv Lust auf mehr bekommen - aber leider auch, weil die Legion Glasses viel Potenzial liegen lassen.
So habe ich getestet: Lenovo hat mir die Legion Glasses kostenlos zugesendet. Es gab keine Absprache für diesen Test oder sonstige Abmachungen. Während des Testzeitraums habe ich die Legion Glasses in verschiedenen Szenarien ausprobiert und verwendet. Alles, was hier steht, sind meine eigenen Eindrücke und Schlussfolgerungen. Das Gerät geht nach dem Test an den Hersteller zurück.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Tests kosteten die Lenovo Legion Glasses etwa 420 Euro.
Das hat mir gut gefallen
Sehr einfache Bedienung
Die Lenovo Legion Glasses kann mit Sicherheit fast jeder bedienen. Man muss sie nur per USB-C anschließen und aufsetzen - das war’s.
Natürlich ist es wichtig, dass das Quellgerät Videoausgabe über USB-C unterstützt.
Am rechten Bügel gibt es zwei Tasten, mit der ihr die Lautstärke der Lautsprecher regeln könnt und auf dem linken zwei weitere für die Helligkeit. Mehr muss und kann man nicht einstellen.
Sehr flexibel einsetzbar
Es macht unheimlich viel Spaß, die Brille aufzusetzen. Es ist, als hätte man einen eigenen Kinosaal für sich selbst. Das Erlebnis ist zwar nicht so immersiv wie beispielsweise mit einer VR-Brille, aber trotzdem erblicke ich den großen Bildschirm jedes Mal aufs Neue gerne.
In den vier Wochen mit der Brille habe ich sie in folgenden Szenarien eingesetzt:
- Gaming auf dem Sofa (am Handheld)
- Gaming liegend auf dem Bett (am Handheld)
- Filme, Serien und YouTube liegend im Bett (am Handy)
- Filme, Serien und YouTube auf dem Fahrradergometer im Gym (am Handy)
- Am Schreibtisch als Monitorersatz (am Macbook)
Mit einer AR-Brille, die an verschiedenen Geräten einsetzbar ist, eröffnen sich neue Möglichkeiten. Vor allem liegend im Bett zu zocken, hätte ich mir ohne einen an der Decke montierten Bildschirm nie vorstellen können.
Oder im Fitnessstudio einfach bequem YouTube-Videos oder eine Serie schauen, während man monoton auf dem Fahrradergometer strampelt.
Theoretisch könnte ich mit so einer Brille meinen Arbeitsplatz extrem minimalistisch gestalten:
- Laptop
- AR-Brille
Und das war's. Ich habe das wirklich probiert und bin allerdings auf einige Herausforderungen gestoßen, die speziell mit den Lenovo Legion Glasses zu tun haben. Mehr dazu unten bei den Nachteilen.
Bequem und leicht
VR-Brillen sind oft recht schwer und können nach einer Weile etwas unangenehm werden. Außerdem ist das Gewicht meistens nach vorne verlagert, was beim Tragen mehr Druck auf die Wangenknochen ausübt.
Die Lenovo Legion Glasses sind angenehm leicht und ich hatte kein Problem damit, sie auch für eine längere Zeit zu tragen. Da sie kein geschlossenes Design besitzt, wird es unter der Brille auch nicht warm.
Im Lieferumfang gibt es drei verschiedene Nasenbügel-Größen und zwei Gummiadapter für die seitlichen Bügel, um den Sitz noch fester zu machen.
Für den Konsum von Medien oder für gewöhnliche PC-Spiele halte ich AR-Brillen wie diese hier für deutlich sinnvoller als VR-Brillen. So kann man selbst stundenlang recht komfortabel spielen. Für VR-Spiele hat man natürlich keine andere Wahl.
Eingebaute Lautsprecher
In jedem Bügel befindet sich ein kleiner Lautsprecher, der nach unten gerichtet ist. Die Soundqualität ist etwas dünn, aber für die meisten Anwendungen ausreichend. Dass die Brille schon welche eingebaut hat, spricht nochmals für die einfache Handhabung. Kopfhörer sind nicht zwingend notwendig.
Bei etwas höherer Lautstärke hört allerdings jeder mit.
Kontrastreiches und farbenfrohes Display
Trotz der AR-Bauweise, also mit transparenten Gläsern als Hintergrund, ist das ausgegebene Bild schön kontrastreich. Farben sehen zudem nicht blass aus und sind schön gesättigt.
Kein Akkuladen notwendig
Die AR-Brille hat keinen eingebauten Akku und muss nicht aufgeladen werden. Der Strom wird einfach über den USB-Anschluss bezogen.
Das hat mir nicht gefallen
Randunschärfe
Zum Arbeiten eignen sich die Lenovo Legion Glasses leider kaum, zumindest nicht für mich. Die Randbereiche sind leider immer etwas unscharf und Texte sind in diesen Bereichen sehr schwer zu lesen.
Es ist gut möglich, dass dieser Punkt von Person zu Person unterschiedlich ist, weil Menschen eben unterschiedliche Augen haben. Also habe ich die Brille auch Freunde und Verwandte (auch Personen ohne Sehbehinderungen) aufsetzen lassen und alle haben eine gewisse Randunschärfe wahrnehmen können.
Beim Anschauen von Filmen und Serien fällt das kaum auf. Beim Spielen fällt es immer dann auf, wenn man Text in diesem Bereich lesen will. Als Bildschirmersatz für die Schreibtischarbeit ist die Brille deswegen für mich undenkbar - schade.
Chromatische Aberrationen
Der rechte und der linke Bildschirmrand weist chromatische Aberrationen auf. Das heißt, die Ränder leuchten leicht in Cyan und Magenta. Die Bildschirminhalte sind davon zwar nicht betroffen, es fällt einem allerdings trotzdem auf.
Die oberen und unteren Ränder sind davon weniger betroffen.
Keine Einstellungsmöglichkeiten
Die einfache Handhabung hat leider auch einen Nachteil: Man kann fast nichts einstellen. Kontrast, Sättigung, Farbtemperatur oder andere Bildanpassungen, die man von gewöhnlichen Bildschirmen kennt, sind nicht möglich.
Zum Beispiel scheint ein permanenter Blaufilter eingeschaltet zu sein, der das gesamte Bild wärmer erscheinen lässt - sehr wahrscheinlich, um die Augen zu schonen. Trotzdem hätte ich gerne die Option gehabt, diese Funktion zu deaktivieren, um die Farbgenauigkeit zu steigern.
Kaum als AR-Brille zu bezeichnen
Die Tönung der Gläser ist so dunkel, dass man kaum durch sie hindurchsehen kann. In dieser Hinsicht ähneln die Lenovo Legion Glasses eher einer VR-Brille. Ihr könnt den Hintergrund eigentlich nur sehen, wenn dieser sehr hell ist, wie zum Beispiel draußen bei Tageslicht oder beim Anschauen eines sehr hellen Fernsehers.
Andere AR-Brillen bieten mehrere Stufen Transparenz. Die Legion Glasses haben nur eine - und die ist nicht sehr transparent.
Fest verbautes Kabel
Das Kabel ist fest am linken Bügel verbaut und lässt sich nicht austauschen. Das ist nicht nur negativ in puncto Reparierbarkeit, sondern ihr habt auch keine Möglichkeit ein längeres Kabel anzuschließen.
Nur 60 Hz
Um ehrlich zu sein, haben mir die 60 Hz in dieser AR-Brille gut ausgereicht. Ich muss aber erwähnen, dass die Konkurrenz schon Brillen mit bis zu 120 Hz anbietet. Deswegen ist das ein Minuspunkt für die Lenovo Legion Glasses.
Meine Empfehlung
Okay, für Gaming und Medien: Wenn ihr euch eine AR-Brille nur für Gaming und Medien holen wollt, dann würde ich sagen, dass die Legion Glasses einen »ausreichend« guten Job machen. Trotzdem gibt es noch viel Raum für Verbesserung.
Schlecht für produktives Arbeiten oder Lesen: Sobald Text angezeigt werden muss, vor allem an den Randbereichen, wird es sehr schwierig. Für diesen Anwendungsbereich gibt es von mir keine Empfehlung.
Anmerkung für Brillenträger: Im Lieferumfang befindet sich ein Rahmengestell, das ihr zum Optiker bringen könnt, damit dieser korrigierte Linsen für euch fertigen kann. Diese werden dann vor den optischen Elementen der Gläser geklemmt.
Während meines Testzeitraums habe ich die Brille entweder mit Kontaktlinsen oder sogar mit aufgesetzter Brille verwendet. Hier kommt es natürlich darauf an, wie schmal eure Brille ist. In meinem Fall hat das ganz gut funktioniert, jedoch kam es sehr leicht zu Unschärfen, sobald sich die Position der Brille leicht veränderte.
Tippt hier, um die Informationen anzuzeigen
- Gewicht: 96 Gramm
- Maße: 79 x 155 x
- Displaytyp: Micro OLED
- Maximale Auflösung: 1920 x 1080
- Kompatibilität: Windows, Mac OS, Android 7 und höher, Alle Geräte mit Displayport über USB-C
- Zertifikate: TÜV Low Blue Light, TÜV Flicker Reduced
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