High-End-Smartphones werden immer schneller, größer, robuster und vor allem teurer. Einige der Modelle, vor allem die mit viel internem Speicher, kosten schon über 2.000 Euro. Doch was tut sich eigentlich am anderen Ende des Spektrums? Werden günstige Handys auch immer besser und kann man inzwischen viel Geld sparen, ohne große Kompromisse eingehen zu müssen?
Die Frage habe ich mir auch gestellt und deshalb das Nokia G22 getestet, ein Handy, das man schon für 120 Euro kaufen kann. Nach mehr als vier Wochen kann ich sagen: Wenn man sich der Nachteile bewusst ist, dann kann ein so günstiges Handy definitiv ausreichen.
Wie ich getestet habe: HMD Global hat mir das Handy in der neuen »So Peach«-Variante für den Testzeitraum zur Verfügung gestellt. In dieser Zeit habe ich es an mehreren Tagen als Alltagshandy verwendet. Alles, was in diesem Test steht, ist meine eigene Meinung und meine Schlussfolgerung. Der Hersteller hatte keinen Einfluss. Das Handy wird nach dem Testzeitraum zurückgesendet.
Vorteile
Billig, aber nicht billig verarbeitet: Obwohl die abnehmbare Rückseite aus recycelten Kunststoff besteht, fühlt sich das Handy nicht schlecht verarbeitet an. Die Vorderseite wird sogar mit Corning Gorilla Glass 3 geschützt.
Hülle inklusive: Trotz des günstigen Preises findet ihr eine transparente TPU-Hülle im Lieferumfang.
Schönes Display mit 90 Hz: Obwohl das Nokia G22 ein Einsteiger-Handy ist, besitzt es eine angenehm hohe Bildschirmwiederholrate von 90 Hz. Auch Farben, Blickwinkelstabilität und Helligkeit sind sehr zufriedenstellend.
Den größten Abstrich müsst ihr bei der Bildschirmauflösung machen. Mit 720 x 1.600 Pixeln auf einem 6,52-Zoll-Display sind einzelne Pixel erkennbar, wenn ihr genau hinschaut. Bei normaler Sichtdistanz (etwa eine Armlänge) fällt das allerdings nicht auf.
Lange Akkulaufzeit: In meinem Test musste ich das Gerät nur etwa alle zwei Tage aufladen. Dabei habe ich es als Alltagshandy verwendet und Musik gehört, Videos geschaut, durch soziale Medien gescrollt, im Internet gesurft und ab und zu ein paar Bilder geschossen. Aufladen kann man den 5.050-mAh großen Akku mit einer Ladegeschwindigkeit von 20 Watt.
Kopfhöreranschluss: Im Gegensatz zu teureren Handys besitzt das Nokia G22 noch eine 3,5mm-Klinke.
Einfache Selbstreparatur: HMD Global setzt bei diesem Handy großen Wert auf Nachhaltigkeit. Die Rückseite ist mit Clips befestigt und kann mit Öffnungswerkzeugen leicht abgenommen werden.
iFixit hat dem Handy eine Reparierbarkeitsbewertung von 8 / 10 Punkten vergeben. Auf deren Webseite lassen sich außerdem folgende Ersatzteile bestellen:
- Selbstklebende Teile aus Schaumstoff und Folie
- Kamera-Rahmen
- USB-Anschluss
- Akku
- Back Cover
- Bildschirm
Darüber hinaus gibt es detaillierte Anleitungen, um die Reparaturen selbst durchzuführen.
Erweiterbarer Speicher: Der interne Speicher kann mit einer microSD-Karte um bis zu zwei Terabyte erweitert werden.
Nachteile
Keine guten Kameras: Die Kameras sind einfach nicht gut - anders lässt es sich nicht ausdrücken. Obwohl bei der 50-Megapixel-Hauptkamera Pixel-Binning zum Einsatz kommt, sind die Bilder selbst bei Tageslicht matschig und undetailliert.
Was ist Pixel-Binning? Ganz einfach ausgedrückt werden bei diesem Verfahren mehrere Pixel auf einem Sensor zu einem großen zusammengeführt, was zu einem besseren Rauschverhalten und besserer Bildqualität führt. So kann man selbst auf kleinen Smartphone-Sensoren eine große Menge an Pixeln unterbringen und die Nachteile von kleinen Bildsensoren teilweise ausgleichen.
Die Frontkamera liefert ähnlich schlechte Ergebnisse. Die Zwei-Megapixel-Hauptkamera hätte man sich auch sparen können.
Videos können nur mit 30 FPS und einer maximalen Auflösung von 1080p aufgenommen werden.
Schwacher WLAN-Empfang: Bei keinem Handy ist mir vorher ein schwacher WLAN-Empfang negativ aufgefallen - bis zu diesem hier. Das Nokia G22 hatte in meiner Wohnung immer eine Stufe schlechteren Empfang als andere Handys.
In meinem Badezimmer, das zwei Räume weiter weg vom Wohnzimmer ist, bricht die Verbindung sogar ab.
Schlechte Lautsprecher: Die eingebauten Lautsprecher klingen sehr dünn und sind nicht besonders laut. Drückt man bei 100 Prozent die Lautstärke-Hoch-Taste noch einmal, wird der Lautstärke-Boost aktiviert. Dadurch wird das Handy zwar etwas lauter, allerdings wird der Sound dadurch noch dünner.
Nur zwei OS-Updates und drei Jahre Security-Updates: Ein Handy, das einen großen Wert auf Nachhaltigkeit legt, sollte dementsprechend lange mit Updates versorgt werden. Leider erhält das Nokia G22 nur zwei OS-Updates und nur drei Jahre Sicherheitsupdates.
Schwacher Prozessor: In der Bedienung, im Alltag und bei Spielen macht sich die langsame Hardware bemerkbar. Das Öffnen von Apps dauert etwas länger und es kommt immer wieder zu kleinen Rucklern. Das ist etwas schade, da die Bedienung nicht so flüssig ist, wie das 90 Hz-Display vermuten lässt.
Bei leistungshungrigen Spielen wie Genshin Impact ist selbst mit den niedrigsten Einstellungen nicht möglich, auf stabile 30 FPS zu kommen.
Nicht wasserdicht: Das Nokia G22 besitzt eine IP52-Zertifizierung. Das heißt, es ist zwar zuverlässig gegen das Eindringen von Staub geschützt, aber nur minimal gegenüber Feuchtigkeit. In diesem Fall ist es geschützt gegen leichten Regen oder Wassertropfen.
Empfehlung der Redaktion
Die Nachteile sollten euch vor dem Kauf des Nokia G22 unbedingt bewusst sein. Für viele ist die Kameraqualität besonders wichtig und hier kann das Handy nicht überzeugen. Die etwas ruckelige Performance ist ebenfalls schwer zu ignorieren.
Drei Jahre Sicherheitsupdates sind auch keine Besonderheit - vor allem bei einem Handy, das sich groß »Nachhaltigkeit« auf die Stirn geschrieben hat.
Obwohl das Nokia G22 mit solchen Abstrichen verbunden ist, liefert es dennoch eine gute Figur als Alltagshandy ab - vor allem, wenn man den niedrigen Preis in Betracht zieht.
Wenn ihr Geld sparen wollt und ein Handy benötigt, das lediglich zum Surfen, Scrollen durch soziale Medien und Konsumieren von Medien verwendet werden soll, dann macht ihr mit dem Nokia G22 nichts falsch.
Die gute Reparierbarkeit und die lange Akkulaufzeit sind schöne Boni - und günstig ist es auch.
Tippt hier zum Aufklappen
- Gewicht: 196 Gramm
- Maße: 165 x 76,2 x 8,5 mm
- Materialien: Gorilla Glass 3, Kunststoff-Rahmen und Kunststoff-Rückseite
- IP-Rating: 52
- Bildschirmtyp: IPS LCD
- Bildschirmwiederholrate: 90 Hz
- Bildschirmhelligkeit: 500 Nits
- Bildschirmauflösung: 720 x 1600; 20:9-Verhältnis; 270 ppi
- Betriebssystem: Android 12
- Chipset: Unisoc T606 (12 nm)
- CPU: Octa-Core (2x1.6 GHz Cortex-A75 & 6x1.6 GHz Cortex-A55)
- GPU: Mali G57 MP1
- Speicherkonfigurationen: 64/4 GB; 128/4 GB; 256/6 GB
- Erweiterbarer Speicher: microSDXC
- Hauptkamera: 50 Megapixel; F/1.8; 1/2,76-Zoll-Sensor
- Makrokamera: 2 Megapixel
- Tiefenkamera: 2 Megapixel
- Video: 1080p mit 30 FPS
- Audio: Stereo-Lautsprecher und 3,5mm-Klinke
- WLAN: Wi-Fi 802.11 a/b/g/n/ac, Dual-Band
- Bluetooth: 5.0, A2DP, LE
- Standort: GPS, GLONASS, GALILEO
- NFC: Ja
- Radio: FM Radio, RDS
- USB: Typ C 2.0
- Sensoren: Fingerabdruck (im Power-Button), Beschleunigung
- Akku: 5.050 mAh, austauschbar, 20 Watt kabelgebunden
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