Der Rolls Royce unter den Stadt-E-Bikes: Veloretti Ace Two im Test

Carbonriemen, herausnehmbarer Akku und eine automatische Gangschaltung: Veloretti will mit dem Ace und Ivy Two den Stadt-E-Bikes von Cowboy, VanMoof & Co. Konkurrenz machen. Ob das klappt, klären wir im Test.

Das Veloretti Ace Two im E-Bike-Test. Wie schlägt sich das Fahrrad im Vergleich zur Konkurrenz? Das Veloretti Ace Two im E-Bike-Test. Wie schlägt sich das Fahrrad im Vergleich zur Konkurrenz?

Velorreti klingt italienisch, kommt aber aus Amsterdam, der Stadt der Fahrräder.

Der niederländische Fahrradhersteller hat sich seit Gründung im Jahr 2012 auf die Fahne geschrieben, besonders hochwertige, stylishe und preisleistungsstarke Bikes herzustellen, darunter auch E-Bikes (genaugenommen Pedelecs) wie das Ace Two.

Mit allerhand hochwertigen Komponenten, darunter einer automatischen Enviolo-Gangschaltung, will Veloretti die Konkurrenz hinter sich lassen.

Ich bin das Ace Two über einen Monat lang gefahren, um herauszufinden, ob das gelingt.

Veloretti Ace Two
Veloretti Ace Two
Das Veloretti Ace Two überzeugt mit hochwertigen Komponenten und lässt euch dank kräftigem Mittelmotor sowie automatischer 4 Gang-Schaltung auch bei Steigungen nicht im Stich. Das hohe Gewicht von fast 30 Kilo macht sich jedoch bemerkbar.
  • Hochwertige Verarbeitung
  • Abnehmbarer Akku
  • Wartungsarmer Gates-Carbonriemen
  • Angenehm weiche Automatikschaltung
  • Großes Display, hochwertiges Display
  • Zusätzliches Vorderlicht im Lenker
  • Relativ schwer (29 kg)
  • Display-Navigation mit Verzögerungen
  • Gewöhnunsbedürftige Klingel
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So habe ich getestet

Das Ace Two war fünf Wochen lang mein Hauptfahrrad. Ich habe es sowohl für Kurzstrecken durch die Stadt sowie längere Ausflüge übers (hügelige) Land genutzt.

Dabei bin ich über Asphalt, kleinere Waldwege und Wiese gefahren - auch wenn das Fahrrad eher für den Stadtbereich ausgelegt ist.

Transparenzhinweis: Das Fahrrad wurde mir von Veloretti für den Test mehrere Wochen zu Verfügung gestellt. Der Hersteller hatte kein Mitspracherecht beim Artikelinhalt.

Ausstattung & technische Daten des Ace Two

Technische Details des Ace Two
  • Motor: 250W Bafang-Mittelmotor (M200)
  • Reichweite: 60 Kilometer Reichweite
  • Batterie: 36V, 540Wh, abnehmbar und abschließbar
  • Ladezeit: 50 Prozent in ca. 80 Minuten, 100 Prozent in ca. fünf Stunden
  • Gewicht: 29 kg mit Batterie
  • Antrieb: Carbon CDX-Riemenantrieb von Gates
  • Bremsen: Shimano MT200 hydraulische Scheibenbremsen
  • Beleuchtung: Vorderlicht von Osram, integrierte Tagfahrlichter vorne und hinten
  • Sattel: Selle Royal
  • Rahmen: Pulverbeschichteter Aluminiumrahmen
  • Sensoren: Eingebaute Drehmoment- und Rotationsensoren
  • Reifen: Pannensichere Reifen
  • Weitere Features: GPS, Bluetooth, 3G und 4G Radios
  • Größen: Ivy Two für Fahrer von 164 cm bis 184 cm; Ace Two für Fahrer von 173 cm bis 200 cm

Veloretti bietet das Two in zwei Rahmenversionen an: Das von mir getestete Ace Two sowie das Ivy Two mit tieferem Einstieg. Letztere empfehle ich allen unter 1,75m Körpergröße, da das Ace sonst zu groß ist.

Beide Modelle gibt's jeweils in drei matten Farben (Black, Graphite, Dune) sowie einer speziellen Zweifarben-Kombination. Beim Ivy Two ist das ein eher helles Pebble Grey, beim Ace Two mit Jet Black ein Mix aus Weiß und Schwarz.

Ich fuhr das Modell in Black mit matter Farbe; der Lack ist kratzeranfällg. Ich fuhr das Modell in Black mit matter Farbe; der Lack ist kratzeranfällg.

Der Preis beginnt ab 3.299 Euro. Enthalten sind bereits zwei Schutzbleche, eine elektronische Klingel, zwei Reflektoren, Tagfahrlicht vorn und hinten sowie eine weitere, im Lenker verbaute Lampe von Osram mit starker Strahlkraft. Also alles, was man in der Stadt benötigt.

Front- oder Rückgepäckträger sowie ein Schloss könnt ihr dazukaufen. Letzteres ist auch empfehlenswert, da das Two anders als das Lemmo One oder VanMoof kein elektronisches Schloss besitzt.

Der Rahmen ist aus Aluminium. Veloretti verzichtet auf eine Federgabel, was für den Einsatz in der Stadt oder urbanen Gebieten akzeptabel ist. Eine Federgabel würde das Gewicht weiter erhöhen, das mit happigen 29 Kilo inklusive Akku bereits sehr hoch ist. Sowohl das Cowboy Cruiser (ca. 20 Kilo) als auch das VanMoof S5 (ca. 23 Kilo) sind deutlich leichter. Mehr dazu später.

Der 540-Wattstunden-Akku lässt sich per Schlüssel entnehmen und 80 Minuten auf 50 Prozent sowie in 5 Stunden vollständig aufladen. Die Reichweite liegt laut Hersteller maximal bei 120 Kilometern, je nach Einstellung und Fahrprofil sind aber 50-80 realistisch.

Der Akku lässt sich entnehmen und ist mit einer Verriegelung extra gesichert. Beim Aufladen informieren drei LEDs (rot, grün, blau) über den Ladestand.. Der Akku lässt sich entnehmen und ist mit einer Verriegelung extra gesichert. Beim Aufladen informieren drei LEDs (rot, grün, blau) über den Ladestand..

Hervorheben möchte ich noch den wartungsarmen Gates CDX-Carbonriemen, die stufenlose 4-Gangschaltung von Enviolo sowie den 250 Watt starken Bafang-Mittelmotor mit 65 Newtonmetern.

Das Two besitzt zudem noch großes, in den Lenkervorbau integriertes Farbdisplay mit vier Bildschirmenseiten, das allerdings nur mit den Knöpfen am Lenker bedient werden kann.

Lieferumfang & Aufbau

Das Veloretti Ace Two kommt wie die meisten E-Bikes, die ich bisher getestet habe, gut verpackt und vormontiert an.

Ihr müsst lediglich Vorderrad, Sattel und Pedale (sowie gegebenenfalls den separat erhältlichen Gepäckträger) anbringen.

Das Ace Two wird vormontiert und gut verpackt geliefert. Das Ace Two wird vormontiert und gut verpackt geliefert.

Folgendes ist im Lieferumfang enthalten:

  • E-Bike
  • Montagewerkzeug
  • Ladegerät für den Akku
  • Reflektoren vorn und hinten
  • Pedale
  • Benutzerhandbuch

Der Aufbau ist in der Theorie dank sehr umfangreicher, bebilderter Anleitung ein Kinderspiel. In der Praxis kann das hohe Gewicht von knapp 29 Kilo inklusive Batterie beim Einbau des Vorderrads jedoch eine Hürde darstellen.

Bei meinem Modell war zudem eine Speiche im Hinterrad leicht verbogen und kollidierte mit der Enviolo-Gangschaltung - ärgerlich. Glücklicherweise habe ich einen Speichenspanner, der das Problem beseitigte.

Werkzeug und bebilderte Anleitung erleichtern die Montage. Werkzeug und bebilderte Anleitung erleichtern die Montage.

Design & Verarbeitung

Optik ist immer Geschmackssache. Mir gefällt das Ace vor allem in Schwarz, dank der Kombination aus einer zurückhaltenden Rahmenform und auffälligen Elementen wie den Tagfahrlichtern.

Die Verarbeitung ist hervorragend. Das Bike macht - auch aufgrund seines hohen Gewichts - einen sehr wertigen, robusten Eindruck. Griffe und Sattel sind bequem, die Schutzbleche stabil. Lediglich der Lack zeigt sich anfällig für Kratzer.

Fahrgefühl: So fährt es sich

Wer noch nie ein E-Bike mit Automatikganschaltung gefahren ist, muss sich zunächst daran gewöhnen. Denn beim Veloretti Ace stellt ihr eure bevorzugte Trittfrequenz in Fünferschritten ein, die Schaltung passt sich dieser kontinuierlich an.

Im Ideallfall fahrt ihr immer in derselben Trittfrequenz, den Rest erledigt das Fahrrad.

Natürlich funktioniert das nicht immer perfekt. Beim Anfahren oder auch nach einer abrupten Bremsung fühlt es sich manchmal an, als würde man kurzzeitig ins Leere treten, bis die Schaltung den entsprechenden Gang einlegt.

Klein und unscheinbar, aber oho: die Enviolo-Schaltung. Klein und unscheinbar, aber oho: die Enviolo-Schaltung.

Insgesamt funktionierte die Enviolo aber immer zuverlässig. Keine Aussetzer, kein Knacken. lediglich ein teils deutlich hörbares Brr-brr erinnert daran, dass es kein Singlespeed-Bike ist. Gestört hat mich das aber nicht. Wohl auch, weil der Motor beinahe geräuscharm läuft.

Toll auch: Im Gegensatz zum Vorgänger könnt ihr die Trittfrequenz auch während der Fahrt anpassen. Ich bevorzuge auf ebener Straße 55-60 Umdrehungen pro Minute (U/m), bei Anstiegen habe ich aber gern auf 35 U/m reduziert.

Außerdem bietet das Ace Two fünf Assistenzsstufen, die sich in meinen Augen jeweils aber nur marginal voneinander unterscheiden. Aufgrund des hohen Fahrradgewichts fuhr ich mindestens in Stufe 3, was fürs Pendeln dicke ausreicht und Laune macht, zumal das Ace dank erlaubter Toleranz auf bis zu 27 Km/h beschleunigt - darüber hinaus muss mit Muskelkraft gestrampelt werden. Und das ist angesichts des Gewichts durchaus schweißtreibend.

Im Superhero-Modus, der höchsten Stufe, stellen dafür aber selbst Steigungen von 10 Prozent und mehr kein Problem dar.

Der 250 Watt starke Mittelmotor bringt trotz des hohen Gewichts genügend Schub mit. Der 250 Watt starke Mittelmotor bringt trotz des hohen Gewichts genügend Schub mit.

Apropos: Das Ace wurde für die Stadt entwickelt. Zwar haben mich die pannensicheren Reifen auch auf Schotterwegen nicht im Stich gelassen. Aufgrund der fehlenden Federgabel macht das Fahren abseits befestigter Wege aber wenig Freude.

Auch die Bremsen könnten für meinen Geschmack etwas fester zupacken. Sicherheitsbedenken braucht ihr aber nicht zu haben, zumal der Frontscheinwerfer im Lenker schön hell strahlt und in Kurven mitlenkt - hier können sich andere Hersteller gern eine Scheibe abschneiden.

Gefallen hat mir auch die Ergonomie. Die halbaufrechte Sitzposition ist selbst nach längeren Fahrten sehr angenehm. Der in meinen Augen bequeme Royal-Sattel trägt zum Fahrkomfort bei.

Abschließend lässt sich sagen: Das Ace liegt wie ein Rolls Royce auf der Straße. Robust und schwer, weniger wendig und sportlich wie etwa das Tenways CGO600 Pro oder Lemmo One. Aber bequem, hochwertig und auf Wunsch auch mit angenehmer Beschleunigung.

Display & App-Funktionen

Das Farbdisplay ist eines der schicksten, das ich bei E-Bikes je gesehen habe: groß, in Farbe und auch bei Sonneneinstrahlung gut lesbar. Es hat jedoch auch zwei Mankos.

Zum einen gibt es vier verschiedene Bildschirmansichten mit vielen Informationen und einer Navigationsfunktion. Das Anpassen der Trittfrequenz erfordert daher oft mehrere Knopfdrücke.

Zum anderen ist die Navigationsfunktion nahezu unbenutzbar. Dabei hat sie enormes Komfortpotenzial: Route in der Veloretti-App festlegen, Handy wegstecken und dank Echtzeit-Route im Display einfach losfahren.

In der Praxis lässt mich Display-Navigation aufgrund von Verzögerungen jedoch im Stich. Hier muss der Hersteller noch Softwareupdates durchführen. Wer gerne mit Navi fährt, muss aktuell dann doch wieder das Handy am Lenker befestigen - ärgerlich.

Die App selbst ist rudimentär und bietet neben zwei auswählbaren (aber gewöhnungsbedürftigen) Klingeltönen noch eine Möglichkeit zur Kalibrierung der Gangschaltung sowie einen anpassbaren Notfallkontakt für das ebenso gewöhnungsbedürftige Safety-Tracking.

Das funktioniert so: Drückt ihr eine der vier Tasten am Lenker, gebt ihr für eine Stunde euren Standort an den Notfallkontakt frei. Hier hätten wir uns indes eine richtige Tracking-Funktion des eigenen Fahrrads gewünscht, wie sie etwa Cowboy oder Lemmo bieten.

Fazit der Redaktion

Mirco Kämpfer

Ja, dreieinhalb Tausend Euro sind kein Pappenstiel. Beim Ace Two ist der Preis durch die hochwertigen Komponenten jedoch gerechtfertigt - vor allem die komfortable Automatikgangschaltung ist ein Segen.

Die erleichtert nicht nur das Anfahren, sondern zaubert mir auch bei Steigungen ein breites Grinsen ins Gesicht.

Dass die Schaltung teils hörbar ist und ganz selten auch mal einen kleinen Schluckauf hat, ist kaum der Rede wert. Die Vorteile überwiegen.

Davon abgesehen sind das hohe Gewicht von fast 30 Kilo sowie die Rahmengröße meine einzigen Kritikpunkte.

Letzterer lässt sich jedoch schnell entkräften, da es ja mit dem Ivy Two eine Tiefeinsteigervariante gibt. Und das Gewicht spielt dank abnehmenbaren Akku auch keine allzu große Rolle.

Insgesamt bekommt ihr ein sehr hochwertiges, schickes und clever durchdachtes E-Bike zu einem angemessenen Preis. Ideal für alle, eine konstante, individuelle Trittfrequenz bevorzugen respektive eine Gangschaltung möchten, ohne sich um Öl, Fett und manuelles Schalten kümmern zu müssen.

Wer eine günstige Alternative sucht, sollte sich bei Tenways oder Lemmo umschauen.

Habt ihr noch Fragen zum Veloretti Ace Two? Dann stellt sie mir gern in den Kommentaren.

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