25 Ego-Shooter aus 25 Jahren GameStar, die sich immer noch super spielen (Teil 1)

Die Redaktion schaut zum GameStar-Jubiläum zurück auf 25 persönliche (und legendäre) Shooter-Highlights, die uns heute noch begeistern.

Ego-Shooter gehören wie Rollenspiele, Strategie oder Simulationen seit einem Vierteljahrhundert fest zum Repertoire von GameStar. Und deshalb wollen wir euch anlässlich der großen Geburtstagsfeierlichkeiten auf eine kleine Reise durch 25 Jahre GameStar-Shooter mitnehmen: Mit 25 alten Titeln, die sogar noch 2022 den Test der Zeit bestehen und uns damals wie heute unglaublich bewegen.

Wir verzichten dabei bewusst auf den Anspruch auf Vollständigkeit, ein Ranking nach Test-Wertungen oder ähnlichen Hokuspokus, sondern erzählen unsere ganz eigenen Anekdoten und Erlebnisse – wenn ihr also einen Shooter in diesem Artikel vermisst: Ärgert euch nicht, sondern schreibt uns einfach in die Kommentare, warum dieses Spiel euer persönliches FPS-Oldschool-Highlight der letzten 25 Jahre ist!

Und weil es so unglaublich viel Text geworden ist, erscheint der Artikel in zwei Kapiteln: Hier ist der erste Teil unserer Shooter-Liste, die Fortsetzung erscheint in Kürze auf GameStar.de!

Call of Duty 4: Modern Warfare

GameStar TV: Die bekannteste Call-of-Duty-Mission - Folge 582016 Video starten PLUS 15:26 GameStar TV: Die bekannteste Call-of-Duty-Mission - Folge 58/2016

Entwickler: Infinity Ward | Release: November 2007 | Zum GameStar-Test von damals

Phil Elsner: Das erste Modern Warfare ist für mich das wahrscheinlich wichtigste CoD der gesamten Serie. Nicht, weil mir die brillant inszenierte Singleplayer-Mission All Ghillied Up bis heute eine Gänsehaut beschert. Nicht, weil es voller kleiner Innovationen steckte, die noch heute die Shooter-Landschaft prägen. Und auch nicht, weil es endlich ein alternatives Setting zum damals völlig ausgelutschten Zweiten Weltkrieg bot, in dem ich seit Battlefield 1942 und Medal of Honor gefühlt permanent unterwegs gewesen war.

Der Grund ist viel banaler und persönlicher: Call of Duty 4 hat mich zu dem Multiplayer-Fan gemacht, der ich heute bin! Ohne nächtelangen Grund nach neuen Attachments auf LAN-Partys, wäre ich wahrscheinlich nie in den Online-Modus eingestiegen. Und ohne die hunderten Stunden auf den Servern von MW hätte ich vielleicht nie die Motivation gehabt, so tief in Titanfall, Rainbow Six: Siege oder Hunt Showdown einzusteigen, die allesamt meinen Spielegeschmack enorm geprägt haben.

Kurz gesagt: Modern Warfare hat mir die Welt der Online-Shooter eröffnet und wird deshalb immer einen Platz in meinem Herzen haben. Jetzt gibt’s natürlich längst bessere Multiplayer-Optionen, aber auch heute noch ist die Solo-Kampagne schlicht genial: Einfach den Original oder das Remaster anwerfen und ihr erlebt sogar 2022 einige der besten CoD-Missionen aller Zeiten!

Unreal Tournament 2004

Unreal Tournament 2004 - Test-Video Video starten PLUS 4:24 Unreal Tournament 2004 - Test-Video

Entwickler: Epic Games | Release: März 2004 | Zum GameStar-Test von damals

Phil Elsner: M-M-M-M-MONSTER KILL. Als Shooter-Fanatiker kann ich natürlich so eine Rückblicksliste nicht ohne UT stehen lassen! Jetzt fragt ihr euch vielleicht: »Aber warum ausgerechnet UT 2004, das war doch nur so ein leicht verbesserter Neuaufguss von UT 2003.« Ich halte dagegen: UT 2004 war eigentlich sowas wie die Ultimate Edition der Vorgänger - das Rundum-Sorglos-Komplettpaket der Serie sozusagen!

Es hatte die schnellen und wunderbaren simplen Deathmatches, Capture the Flag auf Facing Worlds, aber es hatte auch richtig tolle Neuerungen: Den rund um Basen-Eroberung und Fahrzeuge ausgelegten Onslaught-Modus, der fast schon Battlefield Konkurrenz machte. Oder die Rückkehr der toll inszenierten Assault-Maps. Oder einen richtigen Singleplayer mit Ligen, Turnieren und sogar Team-Management. Habe ich schon die Fahrzeuge erwähnt und wie fluffig die sich gesteuert haben?

UT 2004 hatte in meinen Augen einfach alles, was ein Multiplayer-Shooter damals brauchte und hat mich dank Community-Kreationen wie Mods, neuen Karten und den Mutatoren (ich sage nur: Instagib) für Jahre beschäftigt. Und auch wenn die Grafik mehr als angestaubt ist: Auch heute noch laufen bevölkerte Server, auf denen ihr ballern könnt wie vor fast 20 Jahren! Wer sagt, Arena-Shooter sind tot?

Left 4 Dead

Left 4 Dead - Angespielt: Dam it - Gratis-Kampagne nach 8 Jahren Video starten 10:39 Left 4 Dead - Angespielt: Dam it - Gratis-Kampagne nach 8 Jahren

Entwickler: Valve | Release: November 2008 | Zum GameStar-Test von damals

Valentin Aschenbrenner: Rückblickend betrachtet verfügt Left 4 Dead über ein erschreckend minimalistisches Spielprinzip: Ich schnappe mir bis zu drei Freunde, sprinte auf einer relativ linearen Map von A nach B, während ich mich mit einer Handvoll Waffen gegen das untote Gesocks des KI-Regisseurs zur Wehr setze. Recht viel mehr gibt es über den spielerischen Ablauf eines Left 4 Dead-Matches eigentlich nicht zu sagen. Aber meine Güte, hat das damals Spaß gemacht - und das tut es heute noch immer!

Left 4 Dead hat es seinerzeit geschafft, das Konzept eines kurzweiligen Koop-Shooters mit asymmetrischen PvP-Elementen nahezu zu perfektionieren. Das hat sich nicht nur in den Verkaufs- und Spielerzahlen widergespiegelt, sondern auch den unzähligen Nachahmern, von denen allerdings nur die wenigsten die Klasse eines Left 4 Dead erreichten. (Wobei World War Z immer noch einen meiner persönlichen Favoriten darstellt.) Eine Schande, dass sich Valve nach Teil 2 nie um einen vollwertigen Nachfolger bemüht hatte und irgendwann sogar Ex-Entwickler des Entwicklerstudios einfach ihr eigenes Ding machten.

Doch selbst wenn sich Valve noch irgendwann zu einem Left 4 Dead 3 erbarmen würde, die unvergesslichen Abende mit dem allerersten Teil könnte selbst der perfekte Nachfolger nicht reproduzieren. Left 4 Dead hat seinerzeit einfach einen Nerv getroffen, ist die perfekte Welle geritten und hat mir und meinem Freundeskreis eine fantastische Koop-Partie nach der anderen beschert. Trotz simplem Spielprinzip, trotz minimalistischem Gameplay, trotz überschaubarer Maps und Karten - hier hat schlichtweg das Gesamtkonzept gestimmt.

Far Cry 2

Die Redaktion: Folge 43 - Far Cry 2 Video starten PLUS-Archiv 5:01 Die Redaktion: Folge 43 - Far Cry 2

Entwickler: Ubisoft Montreal | Release: Oktober 2008 | Zum GameStar-Test von damals

Valentin Aschenbrenner: In Far Cry 2 war alles noch ein wenig einfacher. Ich wurde nicht alle fünf Minuten von einem gesprächsfreudigen Super-Schurken entführt, dem es erschreckend schwer fällt, meine Spielfigur ins Jenseits zu befördern. Far Cry 2 hat sich an diese Elemente erst rangetastet und mir mit dem Schakal einen Bösewicht aufgetischt, bei dem ich erst Jahre später feststellte, dass ich den zuvor ja in Teil 1 gespielt hatte! Peinlich.

Far Cry 2 hatte noch ganz andere Stärken, die sämtliche Nachfolger des Shooters sträflich vernachlässigen sollten. Beispielsweise generierte das in einem fiktiven, afrikanischen Staat angesiedelte Spiel ein völlig eigenes Gefühl der Freiheit, an das ich mich immer wieder gerne zurückerinnere. Als einsamer Söldner versuche ich, die verfeindeten Fraktionen des Landes gegeneinander auszuspielen und dabei meinem eigentlichen Ziel näherzukommen. Im Zuge dessen ziehe ich durch die von der Sonne versengte Wüste, kämpfe mich mühsam von Stützpunkt zu Stützpunkt und schlage mich mit meiner Malaria-Erkrankung und rostigen Schusswaffen herum.

Was andere an Teil 2 genervt hat, erzeugte für mich eine einzigartige Atmosphäre, an die keines der neueren Far Crys herankommt: ein bisschen Survival-Feeling - obwohl ich ja eigentlich kein Fan des Genres bin. Der moralisch zermürbende letzte Akt mit seinem nihilistischen Ende ist mir ebenso bis heute ins Gedächtnis geblieben und das größte Verkaufsargument von Far Cry 2 hätte ich gerne noch in vielen Spielen mehr gesehen: Realistisch anmutendes Feuer, welches ich zu meinem persönlichen Vorteil verwenden kann. So setze ich beispielsweise eine Seite des gegnerischen Lagers in Brand, nur um meine Widersacher von der anderen unter Beschuss zu nehmen und einzukesseln. Mies und verdammt spaßig.

Star Wars: Jedi Knight 2 - Jedi Outcast

Star Wars History - Die Geschichte der Star-Wars-Videospiele - Teil 6 Video starten 7:57 Star Wars History - Die Geschichte der Star-Wars-Videospiele - Teil 6

Entwickler: Raven Software | Release: September 2003 | Zum GameStar-Test von damals

Dimitry Halley: Über Star Wars: Jedi Knight 2 wurde schon in so vielen Bestenlisten gesprochen. Alleine durch mich. Kein Star-Wars-Spiel bekommt die Jedi-Fantasie in meinen Augen so genial umgesetzt, Schwertkampf in Perfektion. Aber hier und heute geht’s ja um Shooter - und das ist tatsächlich ein Aspekt, über den recht selten fabuliert wurde: was für ein hervorragender Shooter Jedi Knight 2 eigentlich ist.

Denn Jedi Outcast beginnt als Shooter. Ex-Jedi Kyle Katarn hat das Lichtschwert an den Nagel gehängt (gibt’s dafür überhaupt eine Lasche am Schwertgriff?), verdingt sich wie einst in Dark Forces als schießwütiger Söldner und infiltriert zu Beginn der Kampagne einen imperialen Außenposten auf Kejim. Die ersten vier oder fünf Level ballert ihr euch mit einem Arsenal weltberühmter Star-Wars-Waffen durch Horden von Sturmtruppen, bevor der dunkle Jedi Desann euch schmerzhaft illustriert, dass Feuerkraft nichts ist verglichen mit der Kraft, die einem die Macht verleiht.

Danach verlagert sich das Gameplay hin zum Schwertkampf, aber halt! Falls ihr Jedi Knight 2 heute nochmal auspackt, verzichtet doch mal zur Abwechslung aufs Lichtschwert und setzt weiter auf Blaster. Klar, gegen andere Jedi kommt man um die eigene Klinge nicht herum, aber abseits davon ist Jedi Outcast auch heute noch ein richtig guter Star-Wars-Shooter!

Mit dem E11-Blaster gegen Sturmtruppen vorrücken, ihnen mit dem Bowcaster in die Flanke fallen, all das fühlt sich so sehr wie ein Schussgefecht aus Das Imperium schlägt zurück an. Und Jedi Knight bezieht das größere Expanded Universe mit ein: Kyle Katarns Scharfschützengewehr ist nämlich eigentlich galaxisweit verboten, weil es Feinde vaporisiert. Das macht es natürlich zum ultimativen Verbrechertool, weil von eurer Tat nichts übrig bleibt als ein kleines Häufchen Asche. Schlimme Sache … aber halt auch spaßig zu bedienen, weil Feinde sich wirklich in der Luft auflösen.

Zusammen mit dem großartigen verschachtelten Leveldesign und wunderbar düsteren Episode-5-Szenerien bleibt Jedi Knight 2 für mich bis heute die Referenz, wie ein Star-Wars-Shooter aussehen muss. Obwohl es je nach Blickwinkel überhaupt keiner ist.

SWAT 3

SWAT 3: Close Quarters Battle - Test-Video Video starten PLUS-Archiv 2:30 SWAT 3: Close Quarters Battle - Test-Video

Entwickler: Sierra | Release: November 1999 | Zum GameStar-Test von damals

Christian Just: Alle empfehlen immer SWAT 4 als besten Teil der Reihe. Ich verstehe wieso, aber für mich persönlich war der dritte Teil wichtiger. 1999 stürmte ich als Jungspund nämlich noch virtuell, während Sturm und Drang mich 2005 schon in die Echtwelt zog. Deshalb blieb Teil 3 für lange Zeit mein letztes SWAT.

Was soll ich sagen? Ich habe SWAT 3 geliebt! Nach dem isometrischen zweiten Teil erinnerte es mich wieder an mein erstes PC-Spiel: Police Quest SWAT. Diesmal war’s kein interaktiver Film mit Mausklick-Funktion, sondern ein richtiger 3D-Shooter. Gerade die KI meiner Teamkollegen beeindruckte mein 15-jähriges Ich. Die künstlichen Kollegen verhielten sich glaubhaft realistisch (an anderen Spielen der Ära gemessen), auch wirkten die Bewegungsanimationen mit Seitenlehnen und Co., als würden da gerade wirklich Spezialeinheiten agieren. Durch Räume schleichen, Befehle geben, auf Bösewichte klicken - das war SWAT, wie ich es liebte.

Denn wirklich eine Waffe vor sich hielten die Polizisten nicht: Wie schon beim interaktiven Film wurde mein Mauszeiger zu einer Zielvorrichtung. Das wirkt heute komplett aus der Zeit gefallen, aber damals (hust!) störte mich das überhaupt nicht. Genau als das möchte ich SWAT 3 heute empfehlen: Eine Reise in die graue Vergangenheit der taktischen Shooter! Sie versetzt mich nicht nur in retrospektive Träumerei, sondern lässt mich auch ehrfürchtig auf die Errungenschaften der letzten 25 Jahre blicken, siehe zuletzt Ready or Not.

Star Trek: Voyager - Elite Force

Star Trek: Voyager - Elite Force - Test-Special 1: Der Einzelspieler Video starten PLUS 3:37 Star Trek: Voyager - Elite Force - Test-Special 1: Der Einzelspieler

Entwickler: Raven Software | Release: September 2000 | Zum GameStar-Test von damals

Peter Bathge: Ich kann mich noch genau an die Schachtel von Elite Force erinnern. Das war nämlich noch eine dieser dicken Pappboxen, damals als man Spiele noch im Laden kaufte und bevor alles in billige DVD-Cases wanderte, in denen heutzutage nur noch Freischalt-Codes für den Download-Store deiner Wahl schlummern. Wo war ich? Ach ja, an die Schachtel von Elite Force kann ich mich deshalb so gut erinnern, weil ich sie mir im Laufe meines Lebens gleich zwei Mal gekauft habe, so genial war dieser Shooter.

Heute braucht ihr keine Schachtel mehr, Elite Force gibt’s als Download auf GOG.com und so können auch jüngere Generationen einen der damals besten Lizenztitel problemlos erleben. Über 20 Jahre später findet sich hier vieles, was ich in heutigen Shootern vermisse, zuvorderst eine packende Singleplayer-Kampagne. Am meisten imponiert hat mir dabei damals wie heute die Liebe zum Detail der Entwickler: Von Waffen über Levels und Feinde bis hin zu den Geräuschen und Synchronsprechern wirkt wirklich alles, als stammte es aus einer Episode von »Star Trek: Voyager«, der nachweislich neuntbesten Science-Fiction-Serie - nur dass ihr hier mitspielen und den bösen Aliens eins mit dem Phaser überbraten dürft. 

Dass es 2022 (mit Ausnahme des nicht ganz so exzellenten, aber dennoch sehr guten Nachfolgers) immer noch kein anderes Star-Trek-Spiel auf diesem Qualitätslevel gibt, ist ein intergalaktisches Verbrechen, das vor den Förderationsrat gehört. Aber vielleicht bringt ja Star Trek: Resurgence das zurück, was mir noch heute Elite Force liefert: das Gefühl, wirklich der Sternenflotte anzugehören.

Crysis

Crysis - Test-Video zum Far Cry-Nachfolger Video starten 0 Crysis - Test-Video zum Far Cry-Nachfolger

Entwickler: Crytek | Release: November 2007 | Zum GameStar-Test von damals

Peter Bathge: Ob Crysis nun wirklich eine der höchsten Wertungen in der GameStar-Geschichte verdient hat - das ist eine Frage für Historiker und vielleicht noch Petra Schmitz, also echte Shooter-Experten. Ich bin lediglich ein niederer Baller-Bumm-»Oh, wie hübsch«-Spieler und habe dieses grafische Powerhouse daher immer noch in bester Erinnerung. Also zumindest bis die Aliens auftauchen …

Ob es nun an mangelhafter Optimierung liegt oder ein Beweis für die Fortschrittlichkeit dieses kompromisslos auf PC-Bedürfnisse getrimmten Pracht-Shooters liegt, aber Fakt ist nun mal, dass ihr Crysis noch heute zum Benchmarken neuer PCs verwenden und selbst modernste Rechner dabei an den Rand ihrer Belastungsgrenze bringen könnt. Nicht umsonst ist »But can it run Crysis?« zum Meme geworden.

Doch wer tiefer blickt als bis zu der wunderschönen Insel-Fauna und den tollen Wassereffekten, der bemerkt, dass Crysis auch spielerisch seiner Zeit voraus war. Die Ansätze von Open-World- und Sandbox-Gameplay, bei dem ihr euch nach Belieben durch den Dschungel schlagt und Nordkoreaner links und rechts aus den Latschen haut, dürften so manchen nachfolgenden Shooter-Entwickler inspiriert haben. Wären da nur nicht die Aliens und der blöde Schluss, vielleicht hätte ich Crysis auch eine 94er-Wertung gegeben. Aber da spreche ich bei anderer Gelegenheit nochmal mit Petra drüber.

No One Lives Forever 2

No One Lives Forever 2: Agentin in geheimer Mission Video starten PLUS-Archiv 2:10 No One Lives Forever 2: Agentin in geheimer Mission

Entwickler: Monolith | Release: November 2007 | Zum GameStar-Test von damals

Martin Deppe: Kate Moss? Kate Bush? Kate Winslet? Nix da! Meine Lieblings-Kate schreibt sich mit C und heißt Cate Archer. Denn mit der taffen Agentin aus den beiden No One Lives Forever-Teilen verbindet mich wahnsinnig viel. In Nolf 2 ballern wir uns gemeinsam auf einem Kinderdreirad durch ein indisches Dorf, vor uns ein hünenhafter Schotte, der fluchend in die winzigen Pedale tritt, um uns herum Dutzende Killer-Pantomime. Wir brettern auf Schneemobilen durch Sibirien, schleichen mitten in einem Tornado durch einen Trailerpark voller Ninja-Tussis, infiltrieren eine riesige Unterwasserfestung. 

Cate Archer als weibliche James Bond zu bezeichnen, wäre eine Beleidigung. Und zwar für Cate. Denn Agentin Archer ist doppelt so cool wie die Doppelnull und sieht in jedem Outfit so stilvoll wie fantastisch aus – im hautengen Taucheranzug genauso wie dick eingemummelt in pelzigen Winterklamotten. Und weil das alles in den wilden Sechzigern spielt, ist’s gleich nochmal so bunt und abgefahren.

Bei Schleichspielen werde ich meistens irgendwann doch ungeduldig und greife zur Knarre. Bei Nolf 2 passiert mir das nicht, dafür sind die Agenten-Gadgets viel zu witzig. Vom Haarspray-Schweißbrenner bis zur niedlich-tödlichen Katzenbombe lädt das Arsenal zum Experimentieren ein – vor allem der Utility Launcher, der verschiedene Pfeilarten verschießt, um Roboter, Kameras oder Wachen auszuschalten. Hachja… Jetzt, wo endlich Jagged Alliance 3 in Arbeit ist, wäre ein Nolf 3 auch super!

Battlefield 3

Battlefield 3: Mega-Mod Project Reality ist nach sieben Jahren endlich fertig Video starten 2:08 Battlefield 3: Mega-Mod Project Reality ist nach sieben Jahren endlich fertig

Entwickler: DICE | Release: Oktober 2011 | Zum GameStar-Test von damals

Phil Elsner: Ich spreche jetzt mal aus, was viele denken: In Zeiten von Battlefield 2042 wünscht man sich die BF-Klassiker ja manchmal wirklich einfach zurück. »Hätte DICE doch einfach nur Battlefield 3 neu aufgelegt, dann wären wir Fans zufrieden gewesen«, war der Community-Tenor unter dutzenden Artikeln der letzten Jahre bei GameStar.de - und das nicht ohne Grund.

Mit Battlefield 3 hatte die traditionsreiche Shooter-Serie ihre absolute Blütezeit erreicht: Wahnsinnig schöne Grafik, imposante Levelzerstörung, das Klassensystem mit Fokus auf Teamwork, großartiges Map-Design - in BF3 kam einfach irgendwie alles zusammen. DICE hatte es geschafft, das Sandbox-Spielgefühl von früher elegant in die Moderne zu transportieren, ohne die Magie zu verlieren, die Battlefield eben zu Battlefield macht.

Battlefield 3 machte sogar eine so gute Figur, dass man den Shooter selbst heute noch ohne schmerzende Augen genießen kann - und das kann nicht jeder Shooter von sich behaupten, der 11 Jahre auf dem Buckel hat! Kleiner Tipp: Eine kleine Zeitreise zurück zu Battlefield 3 lohnt sich allein schon für die Solo-Kampagne, die damals oft unter den Multiplayer-Teppich gekehrt wurde, obwohl sie eigentlich echt richtig gut ist. Oder für das großartige Project Reality!

Doom

Easter Eggs in Doom - Die besten Geheimnisse der Shooter-Serie Video starten 10:54 Easter Eggs in Doom - Die besten Geheimnisse der Shooter-Serie

Entwickler: id Software | Release: Dezember 1993 | Zum GameStar-Test von Doom (2016)

Martin Deppe: Wenn ich an Doom denke, pocht immer mein rechtes Knie. Schuld ist dieser Vorfall an einem Wintermorgen 1993: Ich jobbe als Student nachts an einer Tankstelle, und morgens gegen vier kommen immer die frischen Zeitungen und Zeitschriften rein. Neben dem Blatt mit den großen Buchstaben und noch größeren Lügen ist diesmal ein PC-Magazin dabei, und darauf pappt eine Diskette mit Demos. Unter anderem von Doom. Gekauft! Meine Schicht endet um halb acht, ich schwinge mich auf meine Vespa (die übrigens in der ersten Folge von »Raumschiff GameStar« zur Flugvespa mutieren wird, aber das kann ich damals nicht mal ahnen). Nach zwölf Stunden Schicht bin ich eigentlich todmüde, aber gleichzeitig aufgekratzt, also installiere ich noch die Demo, »um mal eben reinzugucken.«

Doofe Idee. Denn Doom packt mich sofort. Nicht mal wegen dieser neumodischen 3D-Grafik, sondern mit seinem Sound. Weil ich als vorbildlicher WG-Bewohner Kopfhörer trage, kommen die wuchtigen Waffenwumms, die Kettensäge, einfach alles doppelt so krass rüber. Am schlimmsten sind aber die Geräusche, die ich nicht zuordnen kann. Schnaufende Monster in einem dunklen Raum, Klopfen hinter mir, knurrende Viecher um die nächste Ecke. Hellwach spiele ich weiter, denn ich spüre, dass ich gerade Spielegeschichte live erlebe. 

Und dann passiert es: Als ich mit meiner letzten Flintenmunition durch Dämonenmassen pflüge, tippt mir ein Monster von hinten an die Schulter. Wuuuuua! Mein rechtes Knie zuckt vor Schreck hoch, dengelt an die Schreibtischplatte, hinter mir lacht das Biest. Stark, dieses Doom hat sogar Surroundsound, denke ich noch, drehe mich um – und hinter mir steht mein grinsender Mitbewohner. Der Arsch! Angeblich hat er ein paar Mal geklopft, um mich zur Uni mitzunehmen. Dabei ist es doch erst … Mittag???        

Brothers in Arms 3

Brothers in Arms: Hells Highway - Test-Video Video starten PLUS-Archiv 4:32 Brothers in Arms: Hell's Highway - Test-Video

Entwickler: Gearbox | Release: Oktober 2008 | Zum GameStar-Test von damals

Phil Elsner: Zwischen den gefühlt unzähligen WW2-Shootern, die ich in meinem Leben gespielt habe, wird Brothers in Arms 3: Hell’s Highway immer einen ganz besonderen Platz einnehmen. Denn es hat geschafft, was bis heute kaum ein Titel vermag: Dass ich mich fühle wie ein Soldat, der seinen Job machen und sein Team am Leben halten muss. Ich bin kein unverwundbarer Superheld, der Gegner im Dutzend ummäht. Kein Elite-Spezialagent, der allein die Welt rettet. Ich bin Matt Baker, der seinen Trupp 1944 durch feindliches Gebiet führt.

Dabei sind Teamwork und clevere Entscheidungen immer wichtiger, als ein schneller Abzugsfinger! Und genau das macht einem Brothers in Arms von der ersten Sekunde an klar. Was nämlich aussieht wie ein astreiner Ego-Shooter, ist eigentlich ein Taktikspiel: Ich muss Deckung nutzen, einen Überblick übers Schlachtfeld gewinnen. Den Feind orten, dann meine Männer so aufstellen, dass sie Gegner in die ungeschützte Flanke fallen können. »Fire and maneuver« heißt die Einsatztaktik, die Brothers in Arms 3 für damalige Verhältnisse extrem realistisch nachbildet. Statt dumpfem Geballer beginnt ein Tanz aus Aufklärung, Sperrfeuer und Bewegungsbefehlen.

Oh, und dann noch diese Geschichte! Die Charaktere von Hell’s Highway sind keine austauschbaren Schießbuden-Figuren. Jedes einzelne Mitglied von Bakers Squad wuchs mir damals sofort ans Herz und ich will nicht abstreiten, dass in manchen Zwischensequenzen auch mal Tränen geflossen sind. Es geht um Mut, Freundschaft, das Schicksal. Ich garantiere euch: Wenn ihr über die altbackene Grafik hinwegsehen könnt, erlebt ihr hier eine Story, wie es sie im Genre selten gegeben hat.

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