League of Legends: Was ich in 13 Jahren nie erreicht habe, wurde jetzt endlich möglich, aber nicht ohne Hilfe

KI ist in spätestens seit vergangenem Jahr in aller Munde, doch hilft die auch in Online-Spielen? Jusuf war verzweifelt genug, um es auszuprobieren.

Wenn selbst der eigene One-Trick in League nicht mehr hilft, muss eine KI ran. (Bildquelle: Riot Games) Wenn selbst der eigene One-Trick in League nicht mehr hilft, muss eine KI ran. (Bildquelle: Riot Games)

Wir schreiben das Jahr 2011. Ein paar Freunde und ich zocken uns durch die geschätzt tausendste Runde Deathmatch-Runde CoD: Black Ops auf Nuketown. Kompetitiv, wie wir waren, natürlich immer mit dem Ziel, möglichst weit oben auf der internen Rangliste zu landen; gerne auch mit Wetten untereinander.

»Eine Runde nur mal kurz zum Spaß« gab es bei uns nicht. Aber so richtig zufriedenstellend war das jährliche Call of Duty nicht mehr. So ging es monoton von Runde zu Runde, bis einer der besagten Freunde auf die glorreiche Idee kam, mir League of Legends zu zeigen.

Die Grafik war auch für damalige Verhältnisse etwas altbacken, ja - aber die vielen komplexen Interaktionen der Champions; die verschiedenen Kombinationen der Runen, Items, und, und, und … es war um mich geschehen. Ich habe das Spiel gefunden, das ich meistern und so weit wie möglich nach oben klettern wollte.

Jusuf Hatic
Jusuf Hatic

League of Legends ist vermutlich das Spiel, mit dem sich Jusuf Zeit seines Lebens am längsten befasst hat - sowohl was das eigene Zocken als auch dem Zuschauen im E-Sports-Bereich angeht. Wirklich besser wird er aber schon eine Weile nicht mehr - vielleicht ist ja Künstliche Intelligenz das Sprungbrett in höhere Ränge.

Rund 13 Jahre später bedeutete »so weit wie möglich nach oben« wohl den Platinum/Emerald-Rang, was in League of Legends in etwa der oberen 20 Prozent der Rangliste entspricht. Seit Jahren stecke ich hier fest - »hardstuck« nennt das der LoL-Spieler - und verzweifle zunehmend.

Nachdem ich mit meiner hyper-kompetitiven Mentalität 14 gewertete Partien in Folge verloren habe, habe ich an allem gezweifelt. Inklusive an mir; ein schier blasphemischer Gedanke, weiß der geneigte League-Spieler doch genau, dass man selbst nie an einer Niederlage Schuld hat.

Was also tun? Für Coaching wie bei Elena bin ich definitiv zu stur, kam für mich also nicht infrage – auch wenn es bei ihr ein faszinierendes Fazit zutage brachte.

Entsprechend suche ich nach Möglichkeiten, Tipps, YouTube-Videos und was einem sonst noch so einfällt, um mich aus der Klemme zu befreien. Dabei stoße ich auf Tools wie Mobalytics oder Porofessor, die den perfekten Begleiter für League of Legends versprechen - aber schon alle bekannt sind und nicht wirklich einen Mehrwert gebracht haben.

Ein anderes Tool löst während dieser Suche deutlich mehr Hoffnungen aus: »iTero«, welches sich selbst als »KI-gestützte Hilfe für kompetitive Spieler« bezeichnet. Unter anderem der Ex-Profi-Spieler Erik »Treatz« Wessén hatte einzelne Videos zu dieser Software hochgeladen.

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League of Legends und KI-Diskussion? Da war doch was

Ein paar von euch erinnern sich vielleicht an meinen Kommentar zum MSI-Monitor MEG-321URX, der zur CES 2024 vorgestellt wurde und passenderweise ebenfalls auf KI setzt.

Dieser (noch nicht erhältliche) Bildschirm soll die Minimap im laufenden Spiel analysieren und per deutlich sichtbarem Warnsignal am Displayrand Alarm schlagen, wenn gegnerische Helden auf mich zulaufen.

Entsprechend muss sich MSI hier mit dem Vorwurf einer »käuflichen Schummel-KI« auseinandersetzen, wenn nicht sogar akzeptieren. Für mich war die Cheater-Bewertung des MEG-321URX zumindest als Grenzfall anzusehen. Was macht iTero also anders?

Vereinfacht formuliert: iTero greift nicht in die laufende Partie League of Legends ein.

Stattdessen werden laut den Entwicklern mithilfe eines KI-trainierten Modells Abermillionen an Spielen gesammelt und ausgewertet. Hierdurch sollen anschließend die Schlüsselfaktoren für die »theoretisch optimale« Championauswahl identifiziert werden.

In der Praxis bedeutet das: Während ich darauf warte, mit der Wahl meines Helden auf der Botlane an der Reihe zu sein, analysiert iTero, welche Champions von meinen Mitstreitern und Gegnern gewählt wurden.

Bei Bedarf werden auch meine Erfahrungen mit allen Champions berücksichtigt, ehe mir das Tool eine Auswahl an Helden auf einer Skala von 0 bis 5 vorschlägt.

So sehen die Draftvorschläge aus. (Bildquelle: Screenshot iTero) So sehen die Draftvorschläge aus. (Bildquelle: Screenshot iTero)

Dasselbe Prinzip greift auch bei Runen und Items. Sobald ich an der Reihe in der Heldenauswahl bin, kann ich den Empfehlungen von iTero folgen (oder sie gänzlich ignorieren, vielleicht weiß ich es ja doch besser).

Nach den Partien kann ich mir vom »AI Coach« genannten Feature meine Stärken und Schwächen zusammenfassen lassen; bei Bedarf auch nach unterschiedlichen Phasen im Spiel.

So sehe ich beispielsweise, dass ich selten unnötig in der Lanephase sterbe - dafür aber auch andersherum längst nicht aggressiv genug zu Werke gehe. Damit weiß ich nun auch, an welchem Aspekt meines Gameplays ich als Nächstes arbeiten muss.

Eine wahnwitzige Siegesquote »powered by AI«

Den Beweis, dass die verschiedenen Champions funktionieren und aufbereiteten Statistiken mir auf Dauer weiterhelfen, sehe ich sowohl in meiner Siegquote als auch in den neuen Höhen meines Ranges. 60 Prozent meiner ersten rund 150 LoL-Partien mit der KI-geführten Heldenauswahl konnte ich gewinnen!

Zum Kontext: Als einwandfreier Faktor zum Klettern in der Rangliste werden in der Community etwa rund 55 Prozent Siegquote gesehen. 60 Prozent sind auch erfahrungsgemäß eine auf diese Quantität schier absurde Zahl.

Wer deutlich mehr gewinnt als verliert, klettert entsprechend auch nach oben. In meinem Fall sogar so weit nach oben, dass ich tatsächlich den eingangs erwähnten »hardstuck«-Status ablegen konnte, was sich im Erreichen des Diamond-Ranges äußerte - mittlerweile immerhin die obersten drei Prozent der Rangliste.

Endlich Diamond-Rang in League of Legends! Endlich Diamond-Rang in League of Legends!

Ein angenehmer Nebeneffekt von iTero äußert sich darin, dass ich meinen Pool an Champions deutlich erweitert habe. Selbst nominelle »Off-Meta-Champs« (Helden, die eigentlich nicht auf der Botlane beheimatet sind) traue ich mir ohne Weiteres zu.

Habe ich in bisherigen Saisons immer nur einen Helden genommen und diesen nahezu ausschließlich gespielt, ist mein Verständnis zu den verschiedenen Interaktionen innerhalb verschiedener Phasen durch die Anwendung des »theoretisch optimalen« Champions deutlich vertiefter.

Generell konnte mich der Einsatz der KI-Analyse, wie ihn iTero vormacht, also restlos überzeugen. Gerade MOBAs wie League of Legends eignen sich dafür eigentlich perfekt, schließlich ist das Spiel in vielerlei Hinsicht quantifizier- und auswertbar.

Ich halte es dabei für unerheblich, auf welchem Rang ihr euch in League of Legends befindet. Wenn ihr etwa in niedrigeren Elos unterwegs seid, könnt ihr den Vorschlägen von iTero schlicht folgen und werdet mit Sicherheit über längeren Zeitraum eine Verbesserung eurer Siegesquote feststellen.

Wenn ihr hingegen nachvollziehen könnt, warum euch das Tool welche Champions und Items vorschlägt, könnt ihr wiederum die KI-Vorschläge nutzen, um eine Art Blaupause für die nächste Partie zu haben. Je nach Spielsituation könnt ihr diese dann nach eigenem Gutdünken anpassen.

Solange eine solche KI mit hilfreichen Analysen vor und nach dem Spiel eingreift, ist sie in meinen Augen vollkommen vertretbar - mal schauen, wann weitere Online-Titel mit solchen Funktionen nachziehen.

In welchen kompetitiven Spielen sucht ihr nach einer KI-Analyse, die euch besser machen kann? Oder seht ihr den Ranglistenmodus in League of Legends und anderen Spielen deutlich lockerer als ich? Und wann wird eigentlich Irelia mal wieder generft? Lasst es mich in den Kommentaren wissen!

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