Metacritic: Wie es funktioniert und welche Gefahren es birgt

Auf Metacritic treffen User-Wertungen, Review-Bombing und Presse-Scores zusammen. Doch ein undurchsichtiger Algorithmus ist noch das kleinste Problem der Plattform.

Wieso Metacritic gehasst wird und dennoch in Zukunft relevant bleibt, klärt unser großer Report zum Thema. Wieso Metacritic gehasst wird und dennoch in Zukunft relevant bleibt, klärt unser großer Report zum Thema.

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Als der Videospieljournalist Adam Sessler 2009 die Bühne auf der Entwicklermesse GDC betritt, ist er sichtlich geladen. Sessler hält einen Kurzvortrag mit dem Titel: »Fuck Metacritic!«

Kürzlich habe er einen befreundeten Entwickler getroffen, der sich über einen Test bei Sesslers Fernsehsendung Xplay furchtbar aufgeregt habe. Weniger die zwei von fünf Punkten, die sein Tester vergab, seien das Problem gewesen, erzählt Sessler. Stattdessen habe die Bewertungsplattform Metacritic ihre Einschätzung in die hauseigene 100er-Skala übersetzt, wodurch aus zwei Punkten nun 40 wurden. Der Gesamtscore sei in der Folge ordentlich nach unten gerutscht, was finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen kann.

»Es ist kein Geheimnis, dass Metacritic als Werkzeug dient, um Vergütungen vorzuenthalten. Und das ist schlichtweg Blödsinn«, ruft Sessler unter dem Applaus des Publikums. Zudem sollten sich Publisher dafür schämen, führt der Xplay-Chefredakteur fort, dass sie Metacritic dazu nutzen würden, um die Qualität eines Spiels zu bestimmen.

»Ihr verlasst euch auf uns? Wirklich? Wir könnten gemeinsam wahrscheinlich nicht mal ein Zelt aufbauen und sollen nun mehr oder weniger einstimmig über die Qualität eurer Arbeit urteilen.« Sesslers emotionaler Ausbruch ist bei weitem kein Einzelfall. 2011 beklagt Glen Schofield, damaliger Chefentwickler bei Sledgehammer Games, den niedrigen User-Score bei Modern Warfare 3 und wirbt öffentlich dafür, dass Fans doch mehr positive Bewertungen abgeben sollen.

Im selben Jahr streicht Metacritic nach Protesten den Karriere-Score. Der Wert gab einen Durchschnitt an – zusammengesetzt aus allen Spielen, an denen ein Entwickler oder eine Entwicklerin beteiligt war. 2021 beschwert sich John Garvin, Creative Director bei Days Gone, über die Zahlenversessenheit seines Publishers. »Die Realität bei Sony lautet, dass Metacritic alles ist«, sagte er. Ein Metascore von 70 würde demnach eine kurze Laufbahn als Creative Director bedeuten, so Garvin.

Bei einer Plattform, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die wichtigsten Pressebewertungen zu Filmen, Serien und Videospielen zu sammeln und daraus eine scheinbar objektive Zahl zu errechnen, wirken die Meinungen dazu zunächst harsch. Angesichts der enormen Bedeutung die Metacritic und andere ähnliche Konkurrenzplattformen immer noch besitzen, ergibt sich jedoch ein anderes Bild.

Metacritic aggregiert nicht nur stumpf die Zahl am Ende einer ausführlichen Kritik. Die Webseite prägt den Diskurs über Videospiele und kann manchmal den Entwicklungsprozess selbst beeinflussen. Wie genau, das haben wir für diesen Report bei GameStar Plus recherchiert. Denn hinter den Kulissen geht bei Metacritic nicht immer alles mit rechten Dingen zu.

Gibt es bis heute keine Fortsetzung des Biker-Abenteuers Days Gone, weil Publisher Sony zu stark auf Metacritic-Bewertungen schielt? Das behauptete zumindest einmal einer der Entwicklungschef. Demnach sollen es alle Spiele schwer haben, die unter die magische Grenze von 85 Punkten fallen. Gibt es bis heute keine Fortsetzung des Biker-Abenteuers Days Gone, weil Publisher Sony zu stark auf Metacritic-Bewertungen schielt? Das behauptete zumindest einmal einer der Entwicklungschef. Demnach sollen es alle Spiele schwer haben, die unter die magische Grenze von 85 Punkten fallen.

Die Mission von Metacritic

Metacritic wird 2001 von den Jura-Absolventen Marc Doyle und Jason Dietz sowie Doyles Schwester Julie Roberts gegründet. Wie Doyle 2010 in einem Interview mit der San Diego Union-Tribune erklärt, seien sie vom Internet und dessen Fähigkeit, viele verschiedene Meinungen zu vereinen, fasziniert gewesen. Statt einzelner Expertenmeinungen soll die gebündelte Fusion von Fachwissen als Verkaufsberater dienen.

»Die Mission von Metacritic besteht darin, die Meinungen der besten Kritiker zusammenzubringen, damit die einzigartige und persönliche Meinung eines einzelnen Kritikers die Kaufentscheidungen nicht übermäßig beeinflussen kann«, sagte Doyle. Insbesondere freue es ihn, dass die Branche neben den reinen Verkaufszahlen nun auf eine zweite Metrik schaue, um die Qualität ihrer Produkte zu ermitteln.

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