VR macht 2024 den größten Schritt seit Jahren - Das ändert sich

Meta öffnet sein Ökosystem für andere Hersteller, so dass Partner wie Asus aber auch Xbox eigene VR-Brillen mit Software und Store der Meta Quest verkaufen können.

Die Meta Quest 3 ist 2023 auf den Markt gekommen. Hinweis für alle, die um die aufgenommene Quest 3 besorgt sind, das Foto wurde mit eingesetztem Displayschutz aufgenommen, die Sonne stellt keine Gefahr dar. Die Meta Quest 3 ist 2023 auf den Markt gekommen. Hinweis für alle, die um die aufgenommene Quest 3 besorgt sind, das Foto wurde mit eingesetztem Displayschutz aufgenommen, die Sonne stellt keine Gefahr dar.

Ende April 2024 verkündete Meta einen auch für Branchenbeobachter überraschenden Strategiewechsel:

Während bislang das VR/MR-Ökosystem rund um die Meta Quest ähnlich wie bei Apple geschlossen gehalten wurde, können nun andere Hersteller Quest-Headsets produzieren und verkaufen.

Erste Kooperationen konnten bereits mit Asus, Lenovo und, das kommt etwas überraschend, Xbox, geschlossen werden, die eigene Headsets (wohl weiterhin stark auf der Quest-Blaupause basierend) entwickeln. Xbox plant eine Special Edition wahrscheinlich der Meta Quest 3 mit beiliegendem Gamepad.

Doch warum ist das überhaupt relevant?

Dennis Ziesecke
Dennis Ziesecke

Dennis Ziesecke schreibt als freier Autor für GameStar. Er ist seit vier Jahren ein ausgewiesener Virtual-Reality-Experte, denn durch seine Hände ging so ziemlich jedes VR-Headset, das jemals erschienen ist, von der Oculus Go über die Valve Index bis zu Pimax Crystal. Dennis ist zudem der Gründer von VR-Legion.de und podcastet bei Realitätsflucht - Der XR-Podcast der Zockstube über Virtual Reality.

Horizon OS könnte das Android der VR werden

Oculus-Gründer Palmer Luckey war nie ein Freund der Abschottung, wie sie Meta bei Rift und Quest betrieben hat. Bislang gab es die Quest nur von Meta, Zugriff auf den inzwischen verlockend gut gefüllten Store hatte damit kein anderer Hersteller auf dem Markt.

Virtual Reality am PC mit der einst sehr starken Plattform SteamVR im Hintergrund rückt immer weiter in Vergessenheit, seit der Meta Quest 2 ist autarke VR ohne Kabel und PC der Verkaufsschlager.

Obwohl aktuelle mobile VR-Brillen auch mit dem PC genutzt werden können ist Steam als Store für VR-Apps aber seit einigen Jahren kaum noch relevant – das kann auch an der groben Unübersichtlichkeit durch unzählige minderwertige VR-Experiences liegen, der Nachteil eines offeneren Stores.

Half-Life: Alyx war und ist weiterhin der aufwändigste und wohl auch beste VR-Titel auf Steam, danach ging es dort abwärts. Half-Life: Alyx war und ist weiterhin der aufwändigste und wohl auch beste VR-Titel auf Steam, danach ging es dort abwärts.

Relevanz hat da nur noch Meta, was den Erfolg von Mitbewerbern wie Pico oder auch Pimax stark schmälert. Mobile VR-Brillen sind eher als Konsolen zu betrachten und auch da ist die Kaufentscheidung stark von einem mit guten Spielen gefüllten Store abhängig.

Metas Erfolg hat in den vergangenen Jahren eine ganze Branche zurückgehalten.

Mit der Option, die begehrten Exklusivtitel des Meta-Stores nutzen zu können, ist es Drittherstellern nun also endlich möglich mehr und vielleicht innovativere Hardware auf Basis der Meta-Entwicklungen zu erstellen. Das dürfte den Wert des Stores und auch der dort angebotenen Apps mittelfristig spürbar steigern, bringen doch Hersteller wie Asus und Lenovo eigene PR-Kampagnen, mediale Aufmerksamkeit und auch Stammkunden mit.

... bevor Google sein eigenes VR-Betriebssystem etabliert hat

Die Ankündigung von Horizon OS und der Öffnung des Meta-Ökosystems kam nicht zufällig genau jetzt. Sie fand kurz vor Googles Entwicklerkonferenz Google I/O 2024 statt, die am 14. Mai abgehalten wird. Dort dürfte Google ein eigenes VR/MR-Betriebssystem vorstellen, auch um in der Welt der Mixed Reality eine führende Rolle zu erobern.

Gerüchte besagen, Google werde auf der IO im Mai 2024 ein XR-Headset von Samsung zeigen - Meta hat Google hier aber wohl bereits vorab ein wenig in die Ankündigung gespuckt. Gerüchte besagen, Google werde auf der I/O im Mai 2024 ein XR-Headset von Samsung zeigen - Meta hat Google hier aber wohl bereits vorab ein wenig in die Ankündigung gespuckt.

Meta hat also den Betriebssystemkampf um MR eröffnet – allerdings nicht erst jetzt sondern schon vor Jahren mit dem stetigen Ausbau des eigenen Stores und dem Kauf relevanter Entwickler um Spiele wie Beat Saber exklusiv anbieten zu können und bei Lizensierungen wie für PSVR die Kontrolle zu haben. Es dürfte selbst Google schwerfallen, hier Anschluss zu finden, selbst wenn sie die bessere oder günstigere Hardware auf den Markt bringen.

Ein Problem, das übrigens auch Apple bei der Vision Pro hat: Die Hardware ist zwar teuer aber auch hochwertig, allerdings fehlt es stark an interessanten Anwendungen dafür. Das dürfte Apple aber eingepreist haben, ich sehe die aktuelle Vision Pro eher als öffentlich verfügbares Dev-Kit aber nicht als Gerät für Endnutzer.

Weiterhin gebe ich John Carmack vollkommen recht, auch er sagt: Hardware ist nicht das Problem, VR und MR fehlt es an Software. Es gibt zwar, vor allem für Virtual Reality, schon sehr viele sehr gute Anwendungen, das reicht aber noch lange nicht.

Carmack wurde durch Doom und Quake berühmt, bei Oculus und später Meta nutzte er seine Programmierfähigkeiten um VR zu optimieren und beispielsweise das Tracking der Quest-Headsets zu perfektionieren. Carmack wurde durch Doom und Quake berühmt, bei Oculus und später Meta nutzte er seine Programmierfähigkeiten um VR zu optimieren und beispielsweise das Tracking der Quest-Headsets zu perfektionieren.

Alarm: Fragmentierung im Metaverse

Es ist offensichtlich, dass Meta (oder besser: VR/MR-Fan Zuckerberg) mit Quest und Co. keine kurzfristigen Gewinne eingeplant hat, sondern eine langfristige Strategie fährt. Zuckerberg scheint es tatsächlich um die Errichtung eines ernstzunehmenden Metaverses zu gehen, ähnlich wie es in Ready Player One gezeichnet wird. Natürlich geht es Meta dabei langfristig um eine Vorherrschaft auf einem potenziell großen Markt.

Ein Metaverse funktioniert aber nicht, wenn jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kocht. Eine der Charakteristiken ist, dass ich im Idealfall jeden meiner Freunde in seiner virtuellen Lieblingswelt treffen kann. Es braucht also mindestens übergreifende Freundeslisten und im Idealfall die Unterstützung des Betriebssystems, um all diese Softwarekooperationen zu vereinheitlichen.

VR dürfte auch für Meta nur ein Zwischenstopp auf dem Weg zu MixedAugmented-Reality sein. Auch bei AR gilt aber: Ein fragmentierter Markt wird es schwer haben (im Bild: Nreal Light, eher nicht so emfehlenswert). VR dürfte auch für Meta nur ein Zwischenstopp auf dem Weg zu Mixed/Augmented-Reality sein. Auch bei AR gilt aber: Ein fragmentierter Markt wird es schwer haben (im Bild: Nreal Light, eher nicht so emfehlenswert).

Fragmentierung und Zurückziehen hinter virtuellen Mauern ist der Gegenspieler eines offenen Metaverses. Für die Zukunft sollten wir aber dringend herausfinden, ob Zuckerberg in Ready Player One nicht eher der Gegenspieler wäre und nicht der neugierige Nerd, als der er sicherlich eher wirken möchte.

Gefahren eines Softwaremonopols

Wenn nur ein Hersteller die Macht über ein potenzielles Metaverse hält, besteht schnell die Gefahr, dass diese Macht ausgenutzt wird – der Nutzer hat ja eh keine Wahl. Dabei könnte es gut sein, dass man bei Meta sogar dem Vorwurf der marktbeherrschenden Stellung mit der Öffnung des Ökosystems entgehen wollte.

Schließlich gibt es im aufstrebenden VR/MR-Markt wie schon oben geschrieben eher wenig Auswahl.

Beat Saber ist das wohl bekannteste VR-Game überhaupt, die von Meta zwischenzeitlich übernommenen Entwickler feiern aktuell den sechsten Geburtstag des Hits. Ein VR-Headset ohne Beat Saber im Store? Lange undenkbar. Beat Saber ist das wohl bekannteste VR-Game überhaupt, die von Meta zwischenzeitlich übernommenen Entwickler feiern aktuell den sechsten Geburtstag des Hits. Ein VR-Headset ohne Beat Saber im Store? Lange undenkbar.

Nicht ganz unangenehm dürfte es Meta hingegen sein, dass in Zukunft noch mehr User auf ihren Store zugreifen können und so voraussichtlich mehr Umsatz generiert wird. Der Store war schon von Anfang an der Fokus für Meta, die Hardware verspricht eher keine großen Gewinnspannen.

Ein Punkt, mit dem sich die Lizenznehmer von Horizon OS anfreunden müssen, ist die Tatsache, dass sie ihre Einnahmen ausschließlich über die Hardware generieren müssen. Das dürfte aber auch bedeuten, dass eine Asus ROG Strix Quest eher teurer wird als eine Meta Quest.

Ihr wollt noch mehr Gedanken zu Meta Horizon OS? Noch tiefer besprochen habe ich das Thema in meinem Podcast Realitätsflucht:

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Was meint ihr, hilft die Öffnung des Meta-Ökosystems der VR-Branche langfristig oder seht ihr eher Gefahren durch die Konzentration auf ein einzelnes Unternehmen? Besitzt ihr bereits ein VR/MR-Headset oder habt ihr noch keinen Nutzen darin gefunden? Welches Headset habt ihr und warum? Schreibt es unten in die Kommentare!

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