Seite 3: Where Winds Meet: Chinas Antwort auf Ghost of Tsushima ist ganz anders als gedacht

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So vertraut und doch so fremd

Während das eigentliche Gameplay abseits der überfrachteten Freischaltungen alle Designregeln guter Spielekunst befolgt und ausgesprochen viel Spaß macht, hat mich die Handlung trotz oft bildgewaltiger Inszenierung bisher nur wenig fesseln können.

Ladyboss Gerade für Bosskämpfe wechselt die Szenerie gerne mal ins Surreale. Gekonnte Kamerafahrten- und einstellungen erzeugen Atmosphäre.

Reiterboss In einer spielbaren Vision müsst ihr euch einem legendären Reitergeneral entgegenstellen.

Rattenboss Auch die Bosse selbst sind teils total abgedreht wie diese drei übereinandergestapelten Rattenhäuptlinge.

Platzhalter Nanu, ist das ein Text-Adventure? In der Beta bestanden manche Zwischensequenzen (noch?) aus bloßen Beschreibungstexten.

Das mag zum einen daran liegen, dass die Beta nur eine chinesische Vertonung mit englischen Untertiteln bot, zum anderen aber auch an der für mein westlich geprägtes Empfinden sehr fremden Erzählweise.

Die NPCs verstricken sich vielfach in ewig langen Erzählungen, die manchmal zum World Building beitragen und manchmal so langweilig sind, wie Gras beim Wachsen zuzusehen. Ganz zu schweigen davon, dass ich wie einst bei Wo Long: Fallen Dynasty damit zu kämpfen habe, die ganzen chinesischen Namen auseinanderzuhalten.

Eine Ausnahme Die Dame hier ist mir als einzige aus der Handlung gut im Gedächtnis geblieben. Hauptsächlich, weil sie im Gegenzug zu allen anderen mit wenigen Worten viel zu sagen vermag. Fragt mich aber nicht, wie sie heißt. *schulterzuck*

Wie bitte? Die chinesische Schach-Variante war noch leicht, aber bei diesem Trink-Kartenspiel hab' ich ein paar Runden lang erst mal nur Bahnhof verstanden. Der Trick war dann, die Symbole auf den Karten zu zählen.

War Feng jetzt der Böse oder der Gute? Ist Xiang noch am Leben? Oder war Tian der, der vorhin von der Klippe gestürzt ist? Im Vergleich hat es Ghost of Tsushima in unserer von Anime geprägten Popkultur mit seinen zumindest oft mehrsilbigen Namen wie Masako oder Kuzumasa etwas leichter. Auch historische und kulturelle Bezüge auf das feudale Japan haben hierzulande mehr Wiedererkennungswert als solche auf China.

Where Winds Meet: Trailer zeigt einen Mix aus Sekiro + Ghost of Tsushima Video starten 3:28 Where Winds Meet: Trailer zeigt einen Mix aus Sekiro & Ghost of Tsushima

Einzelspieler oder MMO?

Abseits der kulturellen Hürden bei der Erzählung gibt es aber auch welche bei der allgemeinen Machart des Spiels. Im Kern ist Where Winds Meet klar als Einzelspieler-Titel angelegt, verfügt aber auch über einen optionalen Mehrspielermodus, der in der Beta noch nicht vollumfänglich freigeschaltet war.

Raidboss Die Raidbosse für Gruppen halten nicht nur viel aus, sie setzen auch besonders gern auf Flächenangriffe und beschworene Helferlein. Hinterher gibt's eine Schadens- und Heilungsstatistik aller Mitspieler.

Chat Im selbst im Singleplayer präsenten Chatfenster tauscht sich die Community über Rätsel aus. Auch ein Postsystem gibt es - hoffentlich ohne Goldseller.

Zwar müsst ihr euch nicht sorgen, dass euch wild gestikulierende Spieler in die Atmosphäre grätschen, wohl aber einen globalen Chat unten links hinnehmen. Einerseits half mir die freundliche Beta-Community hier bei manch kniffligem Rätsel weiter, andererseits hoffe ich, dass er sich später auch komplett deaktivieren lässt.

Spieler können sich in selbst erstellte Chat-Räume zurückziehen, sich sogar zu Gilden und ab Charakterlevel 100 zu Unionen zusammenschließen. Inwiefern das spielerisch relevant wird, ist mir aber noch ein Rätsel. Auf der Karte gibt es bisher nur die in gewissen Abständen wiederholbaren Gruppen-Bossraids für bis zu fünf Spieler.

Karte Hier seht ihr etwa die Hälfte der Beta-Spielwelt. Je weiter ihr reinzoomt, desto mehr Aktivitäten werden sichtbar. Belohnungen könnt ihr schon im Vorfeld durchsehen. Die gesperrte Gesamtkarte war noch zehnmal größer.

Lobby Meldet ihr euch für eine Gruppenaktivität an, könnt ihr bis zum Start ganz normal weiterspielen (Timer oben, Gruppenliste unten links). Die Kämpfe sind toll choreografiert und die haushohen Sprünge helfen bei Überraschungsangriffen von oben.

Always-on Extreme

Grundsätzlich wird auch angedeutet, dass man im Koop durch die Lande ziehen kann, aber was mir noch Sorgen bereitet, ist, dass das Spiel auch im Singleplayer scheinbar größtenteils auf den Servern läuft.

Dafür spricht, dass ich einige Male fast gestorben wäre, weil mir eine seltsame Glocken-Einblendung entweder Latenzprobleme nach China oder eine durchgeführte Synchronisation signalisieren wollte, während sich mein Charakter bewegungsunfähig schlagen lassen musste.

Bitte warten Während ich der Glocke mehr als 30 Sekunden lang beim Bimmeln zusehen muss, haut mich meine Arena-Gegnerin zu Brei. Nicht einmal Quest-Zwischensequenzen schützen vor der Terror-Glocke.

Levelsperre Wie ihr an der Zeile unten ablesen könnt, sind zwei Tage Wartezeit fest vorgeschrieben, um über Stufe 40 hinausleveln zu dürfen.

Gekoppelt mit den aktuell noch spielerisch freischaltbaren kosmetischen Skins und Avataren würde es mich also nicht wundern, wenn das Ganze noch um Mikrotransaktionen erweitert wird. Die Möglichkeit einen zweiten Charakter anzulegen oder ein neues Spiel zu starten fehlte ebenfalls - Dragon’s Dogma 2 lässt grüßen.

Eine der größten Eigenheiten von Where Winds Meet ist aber, dass sich mein Charakter alle zehn Level in einer Arena beweisen muss, wenn er in die nächst schwierigere Weltstufe aufsteigen und somit überhaupt weiterleveln will. Befremdlich: Die Arena kann ich unter der Prämisse eines »Neuling-Schutzes« nur nach zunehmend höheren Zeitsperren betreten.

Für den Aufstieg von Level 30 auf 31 musste ich 24 Stunden warten und die zwei Tage, die mich das Spiel für den Schritt von 40 auf 41 ausharren lassen wollte, lagen weit außerhalb des Beta-Zeitraums. Eventuell ist dieses Feature chinesischen Anti-Spielsucht-Gesetzen geschuldet, aber ich würde gern selbst entscheiden, wann und wie schnell ich ein Spiel durchspiele.

Auf Nachfrage wollten uns die Entwickler zum aktuellen Zeitpunkt nicht verraten, ob es noch zu Anpassungen für den westlichen Markt kommen wird. Eine englische oder gar deutsche Sprachfassung ist ebenso unsicher wie ein Release auf den bekannten Plattformen wie Steam. Die Antworten auf diese Fragen dürften für einen Erfolg hierzulande nicht ganz unerheblich sein. In der zweiten Jahreshälfte 2024 sollten wir mehr wissen.

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